Moore haben eine eigene Atmosphäre von Stille, Monotonie und Geheimnissen. Im berühmten Gedicht von Annette von Droste-Hülsoff (1797 – 1848) der «Knabe im Moor» erzählt sie von den möglichen Gefahren  und Ängsten bei einer Begehung auf einem Weg durchs Moor. « sich wie Phantome die Dünste drehn» oder «Unter jedem Tritte ein Quellchen springt, wenn es aus der Spalte zischt und rinnt. Auch ohne Dünste und Nebel kann einem unheimlich werden, wenn nur einen Kilometer vor dem nächsten Dorf der Weg nachgibt, immer nässer wird und von der Seite mit jedem Schritt immer mehr Wasser nachdrückt (Erlebnisse in Südengland).

Alpenhainsimse wächst in Flachmooren und Hochmooren

Unsere Riede («Rieter»), Sümpfe und Moore zwischen Tamons , Wildenberg und Flumserberg sind zwar nicht so gross, dennoch ist es besser nicht in eines der vielen mit Pflanzen überwachsenen Löcher zu fallen. Moorwanderungen durch die grossen Flachmoore an den Seen oder durch die Hochmoore unserer Alpen sind eindrückliche Erlebnisse.

Die Hochmoore heissen nicht wegen ihrer hohen Lage in der Landschaft Hochmoore, sondern wegen ihrer Form. Sie sind in den letzten zehntausend Jahren über die ursprüngliche Verlandungsfläche kleiner oder grosser Seen entstanden. Sie sind in der Mitte manchmal mehrere Meter höher als in der Randzone. Die Form ihrer Oberfläche sieht einem Uhrglas ähnlich. Wasser erhält die Vegetation der Hochmoore nur aus der Luft, daher nennt man sie auch Regenmoore.

Langriet mit silbrigem Schleier der Alpen Hainsimse

In den Regionen mit viel Niederschlag und tiefen Temperaturen konnten bei der Verlandung der Seen die jährliche Produktion von Sumpfpflanzen und Flachmoorpflanzen nicht biologisch abgebaut werden. So stapelten sich im Laufe der Zeit immer mehr Pflanzenreste übereinander. Nach dem Erreichen der ehemaligen Seeoberfläche siedelten sich verschiedene Torfmoose (Sphagnum) an. Sie leben von Luft und Wasser. Sie machen Fotosynthese.  Stickstoffverbindungen für den Aufbau von Eiweissen erhalten sie von Wurzelpilzen. Das Regenwasser halten sie durch spezielle «Wasserzellen» in ihren sehr kleine Blättchen zurück.  Nach einer gewissen Zeit sterben die Moose unter der Oberfläche neuer Moosgeneration ab und bilden den Torf. Das Hochmoor ist wie ein Schwamm und besteht bis 95 % nur aus Wasser. Die natürliche Entwässerung erfolgt durch tiefer gelegene Bereiche des Uhrglases, den Rüllen. Der pH Wert des Wassers vom Hochmoor ist sehr tief. Das Wasser ist sauer.  Das ist ein weiterer Faktor, dass die alten Torfmoospflanzen nicht vollständig abgebaut werden.

Die Hochmoorfläche besteht aus einem Mosaik von trockeneren Erhöhungen (Bulten) , dem Torfmoosteppich und Senken mit freien Wasser (Schlenken).Weil die Hochmoorpflanzen zu Torf werden, werden sie nicht ganz abgebaut und stellen so einen natürlichen Kohlenstoffdioxidspeicher dar.

Typische Hochmoorfläche mit roten Torfmoosen und Rundblättrigem Sonnentau
Rotes Torfmoos

Im Hochmoor am Chapfensee sind die Schlenken weitgehend verschwunden und die Bulten grösser geworden. Die Bäume haben sich gut entwickelt und sie dringen stärker als früher in die Moorfläche ein. Ganz frei Torfmoosfläche werden stärker durch Riedgräser (Sauergräser) bedrängt. Der Moorbärlapp an einem Standort von etwa 300 m2 ist leider erloschen bis auf ein paar spärliche Stellen. In der gleichen Fläche kam auch Scheuchzers Blumenbinse vor. Es sind die Zeiten mit hohen Temperaturen, die den Hochmooren in den letzten Jahrzehnten in der ganzen Schweiz zugesetzt haben. In vielen Hochmooren hat man wie in Vermol noch lange Torf gestochen und dabei nicht behebbare Schäden im Wasserhaushalt verursacht hat.  Entwässerungsgräben hätte man früher stilllegen können.

Auf den roten Moorflächen kann man einen anderen Spezialisten auf einem Hochmoor entdecken: Sehr gut getarnt der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rorundifoliea). Seine Ansprüche als Blütenpflanze an das Leben sind grösser als die der Torfmoose. Daher versorgt er sich mit wichtigen Stoffen aus der Verdauung von Insekten. Kleine Fliegen und andere Insekten bleiben bei der Landung auf den kleinen Blättern an Klebdrüsen haften.  Die Drüsen an kleinen Tentakeln neigen sich dem Insekt zu und verdauen es.

GrünesTorfmoos : Stängel mit Blättchen (40x)
grünes Torfmosos: Zellen mit grünen Chloroplasten (Fotosynthese) und Wasserzellen

Eine sehr schöne Pflanze der Hochmoore ist die Rosmarinheide Andromeda polifolia) an trockeneren Flächen im Moor. Ihre Bestände haben in einigen Rietern mit einer Hochmoorcharakteristik stark zugenommen, auch im Hochmoor selber. Auf den Bulten wachsen das Heidekraut (Calluna vulgaris), die Moosbeere (Oxycoccus palustris) und die Heidelbeere. Im Morgenlicht leuchten die Wollgräser ( Eriophorum vaginatum) . Sie gehören zu den Sauergräsern wie die vielen Seggenarten. Wenn sie wissen möchten, ob Sie ein normales Gras (Süssgras) in der Hand haben oder ein Sauergrass, eine Segge etwa, so nehmen Sie die Pflanze zwischen die Finger und drehen: Rund bedeutet Süssgrass, dreieckig Sauergrass (Grobe Regel) und ohne Knoten am Stängel.

Langblättriger Sonnentau (Drosera anglica)
Langblättriger Sonnentau (Drosera anglica)
Rundblättriger Sonnentau

In sehr nassen Rietern mit Hochmoorcharakter kommt in den tieferen Stellen der Langblättrige Sonnentau vor. In Langriet leuchtet die Moorfläche am Morgen in einem feinen silbrigen Schleier: Einmal nicht von Wollgräsern sondern von Tausenden von Alpen-Haarbinsen (auch ein Sauergras).Die Farben der verschiedenen Moorflächen wechseln von Grün, Gelb und Rot je nach Beschaffenheit und Jahreszeit. Für schöne Farbtupfer ist man den Hummeln und Schmetterlingen dankbar, die sich den Platz auf Blütenpflanzen wie dem Abbiskraut streitig machen. Das etwa 80 cm hohe Abbiskraut steht vereinzelt  in den Mooren . Die Wurzeln der Pflanze scheinen wie abgebissen zu sein. Daher Teufelsabiss oder Abbiskraut. Die vielen Rietwiesen und nassen Hänge haben normales Bodenwasser und die Pflanzen werden besser mit Nährstoffen versorgt. Dort blühen das Zweiblättriges Wollgras, der giftige Germer, Simsen, das stattliche Sumpfläusekraut, und natürlich auch Orchideen.

Rosmarinheide
Moosbeere
Hochmoorlandschaft

Alle Pflanzen der Rieter und Moore sind empfindlich auf Tritt und «O schaurig ist’s über’s Moor zu gehen»! Also bleiben Sie auf den Wegen und den Stegen. Von dort können die meisten Pflanzenarten gesehen werden.