Die grossen Meere
Das Erdmittelalter ist charakterisiert durch den Zerfall von Pangäa, der Bildung neuer grosser Meere wie die der Tethys und einer sehr langen Zeit der Sedimentation mit der Bildung der bedeutenden Gesteine der künftigen Alpen.
Die drei Perioden des Erdmittelalters sind:
Trias: 250 – 205 Millionen Jahre mit einem flachen Schelfmeer:
NW Schweiz mit Buntsandsteinen und Muschelkalk, Gesteine künftiger Alpen mit Melser Sandstein, Dolomit (Rötidolomit) und Quartenschiefer.
Jura: 205 Millionen – 145 Millionen Jahre mit der Bildung von ozeanischer Kruste, Ablagerung von Tiefseesedimenten und der Öffnung des Penninischen Ozeans (Meeresarm der Tethys). Mächtige Mergel- und Kalkschichten.
Kreide: 145 Millionen – 65 Millionen Jahre; gegen Ende dieser Erdperiode mit dem Beginn der Alpen Gebirgsbildung. Typische Gesteine u.a. Kieselkalk und Schrattenkalk
Von Sedimenten aus Trias bis zur Kreidezeit wurde auch das Verrucanobecken aus dem Perm bedeckt. Wie das Verrucanobecken zum Glarner Deckenkomplex wurde, ist eine Geschichte, die mit der Entstehung der Alpen zu tun. Davon hier später und an Ort und Stelle auf unseren Führungen -vom Meeresboden auf 3000 m hinauf!
Ein Kontinent zerbricht
In langen Linien wird der Kontinent aufgeschweisst. Es entstehen Aufwölbungen, Dehnungen und Gräben: Ein kontinentales Grabenbruchsystem. Die Folge ist eine vollständige Trennung von Teilen des ursprünglichen Kontinentes. Das findet jetzt statt. In unserer «Sardona-Geschichte» geschah dies zu Beginn des Erdmittelalters, in der Trias (vor 250 – 205 Millionen Jahren) mit dem Riesenkontinent Pangäa. Südamerika wurde abgeschnitten, ein Stück Indien etc. und Europa. Ein Grabenbruchsystem entwickelte sich auch am Südrand des späteren Europa, unter anderem etwas südlich unserer Verrucanotröge. Afrika und Europa drifteten auseinander und ein paar Mikrokontinente dazwischen. Dem Mikrokontinent Adriatica (Apulia) sollte später eine besondere Rolle bei der Alpenentstehung zukommen.
Der kontinentale Grabenbruch wird mit der Zeit tiefer und breiter. Es werden Ozeane und Ozeanarme gebildet. Zu Beginn der Trias öffnete sich ein grosser Ozean, die Tethys. Die Kräfte bei diesen Prozessen kommen aus dem Erdinnern. Die treibende Kraft für das Aufschmelzen, das Auftrennen und Auseinanderschieben der Bruchstücke ist das Aufstossen von Magma. Es entsteht mächtiger frischer Ozeanboden (Basalte). Diese treiben die neu gebildeten Kontinente auseinander (Kontinentaldrift). Die Geschwindigkeiten der Driftbewegung sind sehr unterschiedlich. Heute betragen diese Bewegungen an den verschiedenen Orten der Erde ein paar Millimeter bis 17 cm pro Jahr.
Ozeane entstehen und vergehen
Das Embryonalstadium
Magmakammern aus der Tiefe schweissen kontinentale Kruste auf und treiben sie auseinander. Es entstehen Hunderte bis Tausende Kilometer lange kontinentale Grabenbrüche, sogenannte Rift Valley, z.B. im Perm südlich der Verrucano Becken. Heute im Ostafrikanischen Graben.
Bild 2 Das Jugendstadium
Der Grabenbruch weitet und vertieft sich. Weite Gebiete neben dem Grabenbruch sinken ab. Ein Meer dringt ein. Es entwickelt sich ein Ozeanischer Rücken. Seine Magmaergüsse treiben Kontinente auseinander (Kontinentaldrift), z.B. in der Trias auf Europa ein typisches Schelfmeer. Heute im Roten Meer.
Bild 3 und 4 Das Reifestadium
Die Ausdehnung und Mächtigkeit des Meeres erreicht einen Maximalstand. Aus dem ehemaligen bescheidenen Grabenbruch ist ein riesiger Ozeanischer Rücken geworden, eine Grosse Gebirgslandschaft in der Tiefe, z.B. im Jura zwischen Afrika und Europa. Heute Stand des Atlantiks.
Bild 5 Das abklingende Stadium
Die Aktivität der Magmakammern lässt nach. Durch die Entstehung neuer Grabenbrüche und Ozeanischer Rücken an geografisch anderen Stellen ändert der Kontinent seine Drift und schliesst den alten Ozean von einer oder zwei Seiten her wieder zu. Der schwere Ozeanboden wird in die Tiefe versenkt (subduziert) und die leichten Sedimente des Meeres (marin und vom Kontinent) werden abgekratzt und aufeinander zu Gebirgen gestapelt. Beginn einer Gebirgsbildung, z.B. Meer zwischen Adriatica und Europa in der Kreidezeit. Heute der Pazifik.
Text: Hans Conrad April 2020